Lebensmittelüberschüsse, die entlang der Lebensmittelkette entstehen, sollten Bedürftigen zugeführt werden – mit Ausnahme der Überschüsse auf der Ebene der Konsumenten und Konsumentinnen. Dabei kommt Lebensmitteltafeln und karitativen Organisationen eine besondere Bedeutung zu. In Italien sind unter anderem die Lebensmitteltafel (Banco Alimentare) und Last Minute Market aktiv. In Südtirol bilden der regionale Banco Alimentare, der Verein Volontarius (Bröseljäger), zahlreiche lokale Tafeln auf Gemeindeebene sowie Organisationen wie die Caritas und die Vinzenzgemeinschaft ein funktionierendes Netzwerk.
Weiterführende Informationen (nur in italienischer Sprache verfügbar):
Empfehlungen für die Institutionen
Lösung: Relokalisierung der Landwirtschaft
Obwohl die Europäische Union Beihilfen für die Verwertung von Obst- und Gemüseüberschüssen für bestimmte Zwecke bezahlt, ist die Menge der nicht geernteten Obst- und Gemüseerzeugnisse noch immer sehr hoch.
Das wirksamste Instrument ist wohl die Relokalisierung der Landwirtschaft: in einem regionalen Kontext gelingt es leichter, Angebot und Nachfrage, Produktion und Konsum aufeinander abzustimmen. Die Förderung von lokal erzeugten und saisonalen Produkten, Bauernmärkte, die Direktvermarktung, solidarische Einkaufsgruppen sowie Kampagnen für lokale Produkte in den Handelsketten können dazu beitragen.
Beifang und Rückwurf von Fisch
Lösung: Neuausrichtung des Marktes für Fisch
Die naheliegendste Möglichkeit, Rückwürfe zu unterbinden, besteht darin, sie zu verbieten und die Verpflichtung einzuführen, den gesamten Fang an Land zu bringen. Die Europäische Union hat sich ebenfalls in diese Richtung bewegt, indem sie mit der neuen Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) die Anlandungspflicht für die industrielle Fischerei und die pelagische Fischerei (= Fischerei im freien Wasser, nicht in der Bodenzone) eingeführt hat.
Zusätzlich können Konsumenten und Konsumentinnen zur Problemlösung und zur Neuausrichtung des Marktes für Fisch beitragen, indem sie vermehrt jene Fischarten nachfragen, die derzeit rückgeworfen werden, eben weil sie nur einen geringen Marktwert haben.
Die Verträge der Handelsketten
Lösung: Neuausrichtung und Verwertung der Überschüsse
Die Lebensmittelüberschüsse des Handels sind in der Regel sehr gut für die Wiederverwendung geeignet und könnten für andere Zwecke genutzt werden. Mozzarella, deren Resthaltbarkeitsfrist für den Verkauf im Lebensmitteleinzelhandel bereits zu kurz ist, könnte für die Herstellung von Tiefkühlpizza verwendet werden. Sehr sinnvoll wäre auch der Verkauf von überschüssigen Produkten durch die Handelsketten zu ermäßigten oder Aktionspreisen.
Das EU-Projekt FUSIONS (Food Use for Social Innovation by Optimising Waste Prevention Strategies) hat eine gemeinsame Plattform geschaffen, auf der alle Akteure, die zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung beitragen können (Gesetzgeber, Hersteller, Händler, Verbraucherverbände usw.), zusammengeführt werden und in einen Dialog treten können. Ziel ist es, die Lebensmittelverschwendung bis 2020 um 50% zu reduzieren.
Lebensmittelverschwendung in der Gastronomie
Lösung: Neue Gewohnheiten und neue organisatorische Maßnahmen
In letzter Zeit sind auch in Italien Initiativen zur Verwendung von Mitnahme-Boxen (Doggy Bag) in der Gastronomie entstanden. In der Lombardei ist dies „Il buono che avanza“, im Piemont „Buta Stupa“. Auch wenn das Niveau der angelsächsischen Länder noch nicht erreicht ist, so sind doch Fortschritte zu verzeichnen. Auch in der Gemeinschaftsverpflegung (Kantinen) gibt es auf europäischer Ebene Bewegung.
Der französische Konzern Sodexo hat zum Beispiel das Projekt „Stop Wasting Food“ ins Leben gerufen, um der Lebensmittelverschwendung in den Kantinen entgegenzuwirken. Die Kunden und Kundinnen werden aufgefordert, kein Tablett zu verwenden, weil sie auf diese Weise nicht so viele Speisen auf einmal tragen können, und sich nicht zu viel Essen auf einmal zu nehmen. Auch werden sie über die Auswirkungen der Lebensmittelverschwendung auf die Umwelt informiert.
Wenn alle Kantinen solche Maßnahmen anwenden würden, würde sich die Menge der in der Gemeinschaftsverpflegung verschwendeten Lebensmittel drastisch verringern. Sehr wirksam wäre es auch, jene Tischgäste, die regelmäßig in der Mensa, Kantine usw. essen, bereits am Vortag das Menü für den nächsten Tag auswählen zu lassen.
Lösung: nicht perfekt, aber gut
Produkte mit optischen Mängeln sind deswegen nicht weniger gesund, nahrhaft oder wohlschmeckend.
Dies sollten Informationskampagnen vermitteln. Zu informieren ist auch eines der Ziele des Projekts “Una Buona Occasione - Eine gute Gelegenheit“.
Lösung:weniger ist mehr
Auch zu diesem Problem sind Informationskampagnen notwendig. Sowohl der Handel als auch die Konsumenten und Konsumentinnen müssten davon überzeugt werden, dass nicht der Warenüberfluss für die Qualität einer Verkaufsstelle ausschlaggebend ist. Dies ist eine schwierige Aufgabe, denn volle Regale vermitteln das beruhigende Gefühl, alles auswählen und darüber verfügen zu können.
"Una Buona Occasione - Eine gute Gelegenheit" arbeitet daran, das Bewusstsein der Verbraucher und Verbraucherinnen zu schärfen.
Der Londoner People's Supermarkt wird von einer Genossenschaft betrieben. Deren Mitglieder erhalten für 25 Pfund im Jahr und 4 Stunden ehrenamtlicher Arbeit pro Monat einen Rabatt von 10% auf die Produkte. Darüber hinaus verfügt People's über eine Küche, in der Produkte, deren Haltbarkeitsfrist bald abläuft, zu fertigen Mahlzeiten (Suppen, Kuchen usw.) verarbeitet werden.
|
Lösung: mehr Hausverstand
Mehr zur Haltbarkeit von Lebensmitteln hier
Beschädigte Lebensmittelverpackungen
Lösung: Austausch oder Abverkauf
Überschüsse aufgrund von beschädigten Umverpackungen können vermieden werden, indem die beschädigte Verpackung ausgetauscht wird, falls möglich, oder indem die Packungen verbilligt verkauft werden.
Lösung: verantwortungsvolles Marketing
Um dieses Problem zu beheben, sind Maßnahmen auf zwei Ebenen erforderlich.
Kampagnen sollten über Einkaufsplanung und das Erstellen einer Einkaufsliste informieren, damit weniger oft Impulskäufe getätigt werden.
Zusätzlich müssen die Handelsketten ihren Beitrag leisten und ihre Werbebotschaften abändern. Angesichts der Tatsache, dass 31,2% der italienischen Bevölkerung als Single leben (laut Istat-Volkszählung 2011), sollten auch Packungsgrößen, welche für Single-Haushalte geeignet sind, angeboten werden, auch im Bereich der Eigenmarken.
Overcooking (nicht bedarfsgerechtes Kochen)
Lösung: die Kunst der Mäßigung
Wer eher kleine Portionen auf den Tellern anrichtet, vermeidet nicht gegessene Tellerreste, besonders bei Kindern. Bleibt im Kochtopf regelmäßig zu viel übrig, sollte man in Zukunft kleinere Mengen zubereiten, nämlich so viel, wie tatsächlich gegessen wird.
Das kind von heute ist das erwachsene von morgen, das, nachdem es in einem haus aufgewachsen ist, das nicht verschwendet, die gleichen einstellungen in seiner neuen familieneinheit beibehält.
Ein weiterer Aspekt, auf den es dieses Mal bei Erwachsenen ankommt, ist die psychologische Beruhigung: Es wäre schön, den Menschen erklären zu können, dass Bingeing überhaupt kein Zeichen für wirtschaftliches und psychologisches Wohlbefinden ist, sondern im Gegenteil ein eindeutiger Indikator für Unsicherheit .
Geringe Bereitschaft zur Resteverwertung
Lösung: Resteverwertungsrezepte
Die Speisereste von heute können und sollen Teil der Speisen von morgen sein. Doch die Verwertung von Speiseresten gilt noch immer als „Arme-Leute-Küche“. Damit die Resteküche gesellschaftlich besser akzeptiert wird, braucht es einen Wandel in den Köpfen der Menschen. Viel vom Wissen, das unsere Großeltern noch hatten, ist in der Überflussgesellschaft verloren gegangen.
Resteverwertungsrezepte von Slow Food können hier Abhilfe schaffen.
In Deutschland hatte die Webplattform www.foodsharing.de die Idee, die Wiederverwendung von Essensresten mit einer typischen sozialen Netzwerkdynamik zu kombinieren: Wenn ich, wie ich weiß, in Darmstadt lebe und eine Menge Gurken im Kühlschrank habe, die schlecht werden Ich kann mich mit der Plattform verbinden und eine Einladung starten, um gemeinsam, vielleicht in einem Park, die sehr gesegneten Gurken zu konsumieren, vielleicht zusammen mit den Resten aus dem Kühlschrank, die von jemand anderem auf die Baustelle gebracht wurden. Normalerweise sind die Antworten auf diese Ankündigungen zahlreich und enthusiastisch. |
Lösung: mediterranen Ernährung
Eine Rückkehr zur typisch mediterranen Ernährung, mit reichlich Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Getreideprodukten und Olivenöl, trägt dazu bei, den derzeit zu hohen Verbrauch von Wasser, Energie und Boden zu verringern.
Für die mediterrane Kost werden pro Kopf und Jahr durchschnittlich 1.700 m³ Wasser benötigt, stattdessen für die im angelsächsischen Raum übliche Kost dagegen rund 2.600 m³. Quelle: ‘Il Libro Blu dello spreco in Italia: l’acqua’ von Andrea Segré und Luca Falasconi |
Fehlende Kompetenzen im Haushalt
Lösung: einige einfache Maßnahmen
Hier sind einige Beispiele
- Erstellen Sie eine Einkaufsliste.
- Lebenmittel mit einer kürzeren Haltbarkeitsfrist gehören im Kühlschrank nach vorne, solche mit einer längeren Haltbarkeitsfrist nach hinten.
- Frieren Sie Überschüsse von Lebensmitteln und Speisen, die nicht innerhalb von wenigen Tagen gegessen werden (können), für einen späteren Zeitpunkt ein.
- Bevorzugen Sie Produkte direkt von den Erzeugern und saisonale Produkte. Da diese frisch gekauft werden, halter sie länger.
- Verwerten Sie Speisereste mit Hilfe der passenden Rezepte.
- Ignorieren Sie Lockangebote und stellen Sie sich die (z.B. „2 zum Preis von 1“) und stellen Sie sich die Frage, ob Sie das Produkt tatsächlich benötigen.
- Prufen Sie beim Einkauf, ob das aufgedruckte Haltbarkeitsdatum Ihren Bedürfnissen entspricht. Es ist nicht notwendig, im Regal nach dem Produkt mit der absolut längsten Haltbarkeit zu wühlen.
- Auch am Ende der Mindesthaltbarkeit sind fast alle Produkte noch in einwandfreiem Zustand. Vertrauen Sie im Zweifelsfall auf Ihre Sinneswahrnehmungen.
- Beachten Sie den Unterschied zwischen dem Verbrauchsdatum („zu verbrauchen bis“) und dem Mindesthaltbarkeitsdatum („mindestens haltbar bis“).
- Geben Sie Produkte, die Sie nicht (mehr) benötigen, rechtzeitig an Nachbarn und Nachbarinnen oder Bekannte weiter.
Und wenn Sie Zweifel an der richtigen Lagerung von Lebensmitteln haben oder einen Experten um Rat fragen möchten, stellen wir Ihnen die Spezialisten des Zoophylaktischen Instituts des Piemonts, Liguriens und des Aostatals zur Verfügung.
Weiterführende Informationen (nur in italienischer Sprache verfügbar):
Empfehlungen für Verbraucher und Verbraucherinnen Teil 1
Empfehlungen für Verbraucher und Verbraucherinnen Teil 2